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ThomasJenewein
Product and Topic Expert
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Blog zum Podcast mit Tamara Vanessa Leiß, Andreas Rausch und Jürgen Seifried

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Tamara Leiß ist Product Learning Specialist bei SAP und Doktorandin am Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik mit dem Schwerpunkt Lernen im Arbeitsprozess an der Universität Mannheim. Andreas Rausch ist Inhaber dieses Lehrstuhls und Jürgen Seifried leitet den Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik mit dem Schwerpunkt Berufliches Lehren und Lernen (ebenfalls an der Universität Mannheim).


 

Was sind EPSS – Electronic Performance Support Systems?


Aus dem Englischen frei übersetzt beschreibt ein Zitat aus den frühen 90er Jahren EPSS als «ein Dingsbums, das Dir zur richtigen Zeit genau das erklärt, was Du wissen musst». Anders ausgedrückt sind es Softwaresysteme oder adaptive Hilfesysteme, die dafür sorgen, dass man mit anderen Softwaresystemen besser zurechtzukommt. EPSS sind in der Praxis aber auch unter vielen anderen Namen bekannt.

Forschung zu EPSS 


EPSS wurden in den 90ern erstmalig erwähnt. Damals gab es auch die ersten Forschungsprojekte dazu, allerdings mit sehr rudimentären Umsetzungen. Aus heutiger Sicht sind die damaligen wissenschaftlichen Erkenntnisse eher überholt, zumal zu Beginn der Forschung nur die Performance im Vordergrund stand, während heute der Einfluss von EPSS auch auf das Lernen genauer untersucht wird. Die vorhandene Forschung ist eher anekdotisch und weniger empirisch. Zudem gab es einige EU-geförderte Projekte, die sehr interessant und umfassend sind und über die auch Prototypen entwickelt wurden. Allerdings hat Tamara bei ihren Recherchen festgestellt, dass sie nicht wirklich in Unternehmungen eingesetzt wurden und es daher keine Evaluationsstudien der vorhandenen Tools gibt. Auch Studien im Software-Umfeld oder unter Berücksichtigung moderner Settings wie Home Office und Remote Work wurden vernachlässigt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine große Forschungslücke besteht.

Es gibt verschiedene, teilweise schwer vergleichbare Varianten von EPSS, abhängig vom Ausmaß der Integration in das System (externe Doku bis kontext-sensitiv integriert) und vom Alter der Variante. Obwohl es um Performance Support geht, liegt der heutige Forschungsfokus zusätzlich auf Lernprozessen. Es wird untersucht, ob mit solchen Systemen wirklich gelernt wird oder ob die Systeme «nur» unterstützen (und die Information gleich wieder vergessen wird), welche Angebote es gibt, und schliesslich, welche Nutzer:innen die Angebote in welchem Umfang nutzen.

Anwendungsbeispiele von EPSS


Die zahlreichen Beispiele für EPSS sind stark abhängig von deren Definition. In der Forschung geht es eher um Systeme, die bei komplexer Software dabei helfen, Fehler zu vermeiden und Probleme zu beheben. Wenn man also z.B. in einer Eingabemaske eine falsche Eingabe macht oder nicht versteht, was einzugeben ist, dann kann das System Hilfe anbieten.

Als Beispiel aus der Vergangenheit für eine gute Idee mit mangelhafter Umsetzung sei hierzu «Karl Klammer» von Microsoft erwähnt - ein EPSS, welches nur schlecht funktioniert bzw. das System sogar ausgebremst hat.

Details zum Forschungsprojekt der Uni Mannheim in Kooperation mit der SAP


Das Forschungsprojekt wurde auf ein umfangreiches Modell gestützt, das die Gruppe aus vielen bestehenden Modellen zusammengesetzt hat. Es gab sechs Forschungsfragen und zwei Fragebogenstudien.

In der ersten Fragebogenstudie wurden HR-Mitarbeitende gefragt, wie wichtig sie bestimmte Lernressourcen derzeit im Vergleich zu ihrer zukünftigen Bedeutung einschätzen. Speziell in Bezug auf EPSS wurde gefragt, welche Vorteile und Hindernisse gesehen werden.

In der zweiten Fragebogenstudie, die an ERP-Nutzer:innen gerichtet war, wurden die Aktivitäten (EPSS, Kollegen/Kolleginnen, klassische Dokumentation,….), die zur Problemlösung genutzt werden können, und die Häufigkeit ihrer Nutzung abgefragt.

Hierbei wurde unterschieden zwischen gelegentlichen ERP-Usern:innen und User-Typen, die häufig im ERP unterwegs sind, wie z.B. SAP Berater:innen. Außerdem wurde geschaut, welche kontextuellen und individuellen / persönlichen Faktoren die Nutzung von EPSS beeinflussen und welche EPSS Charakteristika von den Nutzer:innen als besonders nützlich eingeschätzt werden.

Das Forschungsmodell in Kürze

Das Modell hat drei Komponenten:

  1. Voraussetzungen für Lernprozesse auf der Seite der Person (Persönlichkeitsmerkmale, Nutzereigenschaften, Nutzerrolle) und aus kontextueller Hinsicht (Job-Charakteristika, soziale Ressourcen, technologische Ressourcen), die vom Nutzer interpretiert werden (nützlich oder nicht)

  2. Prozess: hier finden die eigentlichen Lernprozesse statt (Problemlösung, Nutzung der Ressourcen, EPSS, …) und

  3. Ergebnis: aus dem Lernprozess resultiert die Problemlöseperformance und ggf. auch das Lernen.


Die zusätzliche Komponente des emotionalen Erlebens kann die Prozesskomponente und das Lernen beeinflussen.


Abbildung: Model of informal workplace learning through problem-solving. (Leiß et al., 2022)

Ergebnisse der beiden Studien


Für die beiden Fragebogenstudien wurden 301 Mitarbeitende im HR-Umfeld befragt, sowie 652 ERP-Nutzer:innen.

In der HR-Fragebogenstudie wurde sowohl in der Einschätzung der aktuellen als auch der zukünftigen Bedeutung von Lernressourcen das E-Learning vor der Social Software und dem Coaching eingestuft. Allerdings wurde EPSS in der zukünftigen Bedeutsamkeit deutlich höher eingeschätzt.

Die Top 3 der 8 genannten Vorteile von EPSS sind:

  • Erhöhte Effizienz durch verringerte Problemlösungszeit

  • Ergänzung zum Klassenraumtraining

  • Reduktion der Problemlöse- und Suchzeit.


Die vorrangig größten Hürden von EPSS sehen die Teilnehmer:innen in unzureichenden Ressourcen zur Einführung eines Systems und zur Bereitstellung der Inhalte sowie in einem hohen Implementierungsaufwand.


In der ERP-Fragebogenstudie für ERP-Nutzer:innen wurden von den 8 Antwortmöglichkeiten auf die Frage, welche Aktivitäten zur Lösung eines ERP-Problems genutzt werden können, das Nachdenken sowie Kollegen und Kolleginnen befragen und beobachten an oberste Stelle gesetzt.

Es hat sich gezeigt, dass EPSS aktuell nicht so oft verfügbar sind. Wenn sie allerdings zur Verfügung stehen, werden sie sehr häufig genutzt. Diese Erkenntnis ist sehr praxisrelevant, da mit dem elektronischen Abfangen von Fragen die Arbeitszeit der Experten und Expertinnen, die möglicherweise alternativ angesprochen werden würden, geschützt wird.

Geprüft wurde auch die EPSS-Verfügbarkeit für verschiedene Nutzer:innen und die wahrgenommene Nützlichkeit. Dabei hat sich gezeigt, dass den Administratoren/Administratorinnen und Berater:innen sowohl externale EPSS, also die nicht kontext-sensitiven EPSS, als auch die extrinsischen EPSS, also die etwas kontext-sensitiveren EPSS, häufiger zur Verfügung stehen als .


 

Über eine Regressionsanalyse wurde ermittelt, dass der stärkste positive Prädiktor für die Nutzung von EPSS deren Verfügbarkeit ist, gefolgt von der User-Rolle bzw. von der Erfahrung der User. Erfahrenere User:innen nutzen EPSS demnach häufiger. Als negative Prädiktoren wurde das Persönlichkeitsmerkmal der Verträglichkeit und die Jobmerkmale der Komplexität und der Informationsverarbeitungserfordernisse genannt. Das war ein sehr interessantes Ergebnis und könnte darauf hinweisen, dass intrinsische EPSS (die am häufigsten genutzt werden), für komplexe Aufgaben noch nicht weit genug entwickelt zu sein scheinen.

Wie sieht die Zukunft des Worplace Learning & EPSS aus?


Neben der verstärkten Integration von Chatbots wie ChatGPT und anderen KI-Systemen, wird auch Augmented Reality immer mehr eingesetzt z.B. im Bereich Produktion und Anlagenbedienung.

Die Schwierigkeit besteht darin, das informelle Lernen und die objektiven Lernergebnisse zu erfassen. Die Forschung hat hier noch einiges an Arbeit zu leiten in den nächsten Jahren.

Aktuelle EPSS Forschungsvorhaben


Im Rahmen des Forschungsvorhabens zu Workplace Learning Support wurde auch eine Tagebuchstudie durchgeführt mit dem Fokus auf Lernen. Das Paper ist derzeit im Review-Prozess. Für Updates lohnt es sich, Tamara, Andreas und Jürgen auf LinkedIn zu folgen.

Ein zukünftiges Forschungsfeld wird dahin gehen, das informelle Lernen am Arbeitsplatz stärker zu gestalten. Durch z.B. Nudging sollen Reflektionsprozesse in der Praxis verstärkt werden, um aus den Arbeitsprozessen zu lernen.

Call to action: beteiligt Euch an wissenschaftlichen Vorhaben!

Home Story – Narrative rund um Lernen



  • Tamara: Sei neugierig und frag öfter einfach mal «warum».

  • Andreas: Bei allem was man lernt sollte man hinterfragen, für was das gut ist.

  • Jürgen: Lernen ist kein Sprint, sondern ein Marathon und findet lebenslänglich statt. Es kann viel Freude bereiten aber manchmal darf es auch anstrengend sein.


Was lernen die Gäste gerade?

  • Jürgen: spannendes Projekt zu Virtual Reality in der Lehrer:innen-Bildung

  • Tamara: neue Meditationstechniken über eine Meditations-App

  • Andreas: Umgang mit internationalen Kooperationen, Umgang mit Software, Analysemethoden


Tipps, wie kann man sich zum Thema EPSS auf dem neuesten Stand halten kann?

  • Durch Podcasts wie diesen 😎

  • Übliche Quellen wie LinkedIn

  • Open Access Artikel, um tiefer in Themen einzutauchen z.B. über google Scholar


 

Shownotes


OpenAccess Research Artikel

Tamara Vanessa Leiß auf LinkedIn

Andreas Rausch auf LinkedIn

Andreas Rausch auf Google Scholar

Jürgen Seifried auf LinkedIn

Jürgen Seifried auf Google Scholar

Wirtschaftspädagogik an der Uni Mannheim im Web