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Business Trends
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Berufen Statt zertifizieren – ein Makroblick auf Bildung mit Anja C. Wagner

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Thomas Jenewein spricht mit Anja C. Wagner über den aktuellen Stand der Bildung, des Arbeitsmarkts und was man verbessern kann.

 

Zertifikatswahnsinn: Auseinanderdriften von beruflicher Bildung und wirtschaftlichen Anforderungen – ein gesellschaftlicher Abriss

Die letzten 30 Jahre hat Deutschland einen digitalen Wandel erfahren. In Form von „wellenartigen“ Schüben etablieren sich in immer kürzeren Abständen neue Innovationen, Techniken und Anforderungen.  Dies setzt voraus, dass sich Volkswirtschaften schnell neu organisierten müssen. Für junge Menschen, die in den Arbeitsmerkt eintreten, bedeutet dies, dass sie während ihrer Arbeitslaufbahn zwischen fünf und acht Berufen ausüben werden, da immer wieder die „alten“ Berufe wegbrechen, „neue“ entstehen und sich die Arbeitswelt schnellzyklisch verändert.

Anja beschreibt, dass es einige Berufe aufgrund der Digitalisierung zeitnah auch nicht mehr geben wird (manche Verwaltungsangestellte, Bürofachkräfte bspw.) . Diese Berufsfelder werden nicht mehr gebraucht und die Menschen müssen sich demnach neu organisieren. Anja konstatiert an dieser Stelle, dass viele Menschen in Persönlichkeitskrisen geraten können, wenn diese im Laufe des Berufslebens ihren Job verlieren. Weder werden diese Personen von den Bildungssystemen in Deutschland aufgefangen, noch steuert der Staat präventiv entsprechend dagegen.

Vor allem aber sieht Anja die Problematik in den Menschen bzw. in der „Mitte 50 Generation“: Der veraltete und längst überholte Verwaltungsapparat in Deutschland ist zu einem Großteil auf die Verweigerung der Personen, die heute ca. Mitte 50 sind zurückzuführen und wenig Motivation auf digitale Veränderung haben. Diese Personen kamen in den letzten 30 Arbeitsjahren gut ohne die Digitalisierung zurecht und beharren darauf, jetzt nichts mehr digital zu verändern. Diese starre und verkrustete Einstellung wirkt sich allerdings negativ auf die Junge Generation aus, die hier bereits Steine in den Weg gelegt bekommen.

Wie sieht der Arbeitsmarkt in Deutschland in den nächsten Jahren aus?

Der momentane Arbeitsmarkt beschreibt Anja als sehr differenziert und komplex. Sie teilt den Markt vereinfacht in 3 Bereiche auf:

  • 30% entwickelten Innovationen (Forschung und Entwicklung),
  • 50% treiben diese Innovationen auf dem Markt (Fachkräfte, Verwaltungsfachangestellte, Bürokräfte) und
  • 20% der Menschen räumen den “Dreck” weg und üben Tätigkeiten aus, bei denen weniger Fachwissen benötigt wird (LKW-Fahrer, Amazon-Lieferanten, Fahrradkurier für Lieferando).

Dies sei eine grob vereinfachte Struktur der Gesellschaft, wie sie Anja die letzten Jahrzehnte beobachten konnte. Anja postuliert an dieser Stelle, dass in Zukunft die „Mittelschicht“ wegbrechen kann und Bürokaufleute, Versicherungsleute etc. durch die Digitalisierung weniger benötigt werden. Anja stellt die kritische Frage in den Raum, was mit diesen Menschen passiert, da sich diese nicht so einfach auf die Rubriken „Innovation“ oder „LKW-Fahrer“  verteilen lassen können. Präventiv liege es jetzt daran, die nachkommende Generation auf diese Arbeitssituation vorbereitet werden und sich schneller diesen Veränderungen anpassen können.

Möglichkeiten für Weiterbildung: Weiterbildungskonten

Eine innovative Idee, wie der Staat die allgemeine Weiterbildung von Menschen fördert, stellen sog. „Bildungskonten“ dar. Das bedeutet, Personen wird bedingungslos ein Budget zu Verfügung gestellt, das diese für ihre eigene Weiterbildung nutzen können.  Dies lässt sich auch auf Unternehmen beziehen: Nicht mehr nur zentrale Abteilungen geben vor, welche Schulung ein Mitarbeiter absolvieren sollte, sondern der Mitarbeiter selbst sollte seinen Schulungsbedarf analysieren und sich dementsprechend weiterbilden.

Somit wird auch die Selbstverantwortung der Menschen gefördert, individuell auf das Leben seinen Lernbedarf anzupassen und sich weiter zu qualifizieren. Zuletzt fügt Anja hinzu, dass die allgemeine Vernetzung der Menschen, besonders über den Erfahrungsaustausch, einen wichtigen Teil des Lernens darstellt.

Was ist dein Lernnarrativ / Glaubenssatz

Individueller Flow statt allgemeine Bildung! Flow ist für Anja ein besserer Begriff als Bildung: Mit Flow meint Anja, dass der Mensch sich eine Herausforderung sucht, die nicht mit den bisherigen Fähigkeiten umsetzbar ist. Somit muss man etwas Neues Lernen, um diese Herausforderung zu meistern. Dieses „richtige Lernen“ wird dann als Flow bezeichnet.

Wie Lernst du gerne und hältst dich Up-to-date?

Bücher lesen, regelmäßiger Besuch der Stadtbibliothek, aktuelle Literatur zu Bildung, Arbeit und Natur.

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New Work braucht New Learning

Ausführlich findet ihr natürlich alles im Podcast. Wir freuen uns sehr, wenn Ihr den Podcast abonniert, in sozialen Medien teilt und auf Apple Podcast liked!

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Buch: Berufen statt Zertifizieren

 

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      1 Comment
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      Author's profile photo Minh Nguyen
      Minh Nguyen

      Es gibt derzeit tatsächlich zertifizierten SAP-Berater bei den Beratungsunternehmen, welche weder Hands-on Erfahrungen mit der alten Welt von SAP ERP/ECC noch erforderliche Softskills wie z.B. interkulturelle Empathie haben, dennoch von dem Arbeitgeber sogar als Senior Berater verkauft werden. Viele kleinen und mittelständischen Beratungsfirmen beauftragen deshalb die externen Berater als Lead Consultant für das Training-on-the-job solcher Berater mit der Hoffnung, dass die neuen Mitarbeiter in 3 bis 6 Monaten alles selber aneignen, und die Aufgaben selbstständig fortfahren können.  Solche Maßnahmen repräsentieren die kurz- und mittelfristiges Managementmethoden seit Jahrzehnten in Europa, obwohl der Umstieg von SAP ECC auf S/4HANA ein Paradigmenwechseln ist bzw. die IT-Abteilung und die ITler schon längst keine Kostenstelle und Kostenträger mehr sein soll.

      Lange Rede kurzer Sinn, die Weiterbildung hört nicht nach der Zertifizierung auf, und kostet daher nicht nur Geld, sondern auch Geduld und Zeit. Quick Win kann aber auch Quick Lose sein, wenn man die Zertifizierung bloß als Mittel zur Projektakquise ausnutzt.

      Last but not least, die Schulungs- und Zertifizierungsgebühren bei SAP ist immer noch wesentlich teuer als die bei den Konkurrenzen, während die Entwicklung der IT immer rasanter ist und damit der kürzere Fortbildungszyklus erfordert. Es ist ja die Zeit, dass SAP SE doch die Schulungsmethoden und -dauer komplett erneuern sowie die Gebühren drastisch reduzieren soll, oder?!